Thema drucken

Textfeld: <

Buchbeschreibung:

 

Medizin von unten? Darf so etwas für das universitäre Establishment akzeptabel sein? Ein Beispiel aus der Schweizer Hausarztpraxis, das mittlerweile europäische Kreise zieht, könnte eine positive Antwort darauf geben. In der Basler Praxis des Internisten Dr. Beat Schaub wurde in den letzten Jahren das so genannte Eisenmangelsyndrom entdeckt. In zweierlei Hinsicht ein Novum: Es wurde mit soliden Strichen zwar ein neues Krankheitsbild gezeichnet, aber dabei kein neues Leiden erfunden. Im Gegenteil: Jeweils ein sehr hoher Prozentsatz verschiedener Symptome, derentwegen Patienten ihren Hausarzt und in der Folge über Jahre oft eine ganze Kaskade von Fachärzten aufsuchen mussten, ohne dass ihnen so recht geholfen werden konnte, kann jetzt zielgenau behandelt, gelindert oder ganz behoben  werden.

 

Es handelt sich dabei keineswegs um eines der mehr berüchtigten als berühmten Wundermittel, sondern um die Konsequenz aus der über mehr als sechs Jahre nachgewiesenen und gut dokumentierten Tatsache, dass eine ganze Reihe von subjektiv sehr lästigen Beschwerden offenbar einen zunehmenden Eisenmangel zur Ursache haben können. Denn sie verschwinden bei über zwei Drittel aller Fälle, wenn der Arzt den Betreffenden Eisen zuführt, und zwar in Form entsprechend dosierter Infusionen. 

 

Die Crux dabei besteht darin, dass die offizielle Lehrmedizin bis heute erst dann von einem manifesten Eisenmangel spricht, wenn der Patient bereits eine Blutarmut, eine Anämie, ausgebildet hat. Nach den Erkenntnissen Schaubs handelt es sich dann aber bereits um ein sehr spätes Stadium dieser Mangelkrankheit. Denn er konnte nachweisen, dass die meisten der Betroffenen auch dann schon unter Eisenmangelsymptomen leiden können, wenn bei ihnen noch keine Anämie vorliegt.

 

Die typischen Leitsymptome des Syndroms, das bei einem Eisendefizit auftreten kann, sind Erschöpfungszustände, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen usw. Es handelt sich um Symptome, deren eigentliche Ursache bisher in den meisten Fällen nicht gefunden, sondern jeweils nur in den verschiedensten Richtungen vermutet wurde. Diese Unsicherheit hatte zur Folge, dass die Patienten in der Regel als psychosomatisch krank definiert und auch entsprechend behandelt wurden: mit Symptom unterdrückenden Medikamenten, in vielen Fällen mit einer Palette von Psychopharmaka.

 

Im Gegensatz zu den bisher üblichen, die Symptome nur unterdrückenden, palliativen Therapieversuchen handelt es sich bei der Gabe von Eisen um eine kurative Behandlung. Es besteht bei diesem Herangehen also die begründete Aussicht, die Beschwerden durch Substitution des defizitären Eisens zu heilen. Selbstverständlich nur in jenen Fällen, bei denen tatsächlich der Mangel an diesem von der Schulmedizin bisher unterschätzten Element die Ursache der Beschwerden war. Das trifft aber entsprechend der jahrelangen, Computer-gestützten Dokumentation auf über 70 Prozent der Fälle zu. 

 

Das Buch beschreibt das Krankheitsbild in verständlicher Sprache und ist sowohl für Betroffene, sonstige Interessierte, aber auch für Ärzte und (fragend) ebenso für Wissenschaftler geschrieben. In ihm wird dargelegt, wie das Eisenmangelsyndrom überhaupt entdeckt und aufgrund welcher Daten es postuliert werden konnte. Es wird über die Epidemiologie berichtet und ein neuartiges Diagnostik-, Therapie- und Präventionskonzept vorgestellt. Speziell beleuchtet werden Depressionen sowie das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom AD(H)S der so genannten „Ritalin-Kinder“ – zwei Krankheitszustände, die in den überwiegenden Fällen mit einem Eisenmangel einhergehen. Eigene Erfahrungen von einigen Hundert behandelten Patienten zeigen, dass die Mehrheit der Betroffenen von einer Eisenbehandlung profitiert. Das gilt vor allem für Frauen im Menstruationsalter, Kinder, Senioren und Sportler. In der Schweiz ist das Eisenmangelsyndrom seit der Erstpublikation in einer Fachzeitschrift von 2005 ein Begriff. Mittlerweile geben nicht nur Hausärzte, sondern auch Universitätskliniken Patienten mit Eisenmangel schon dann Eiseninfusionen, wenn noch keine Anämie vorliegt.

 

Das Buch soll Ärzte und Patienten motivieren, über ein Thema zu reden, das in den letzten 40 Jahren systematisch tabuisiert wurde. In diesem Sinne ist es auch ein Ratgeber. Es klärt auf und beschreibt Funktionen des Eisens im menschlichen Organismus sowie die Konsequenzen bei dessen Mangel. Schließlich sind 180 Funktionen im Körper auf dieses Element angewiesen. Es klärt auf, wie mit Eisenmangelpatienten umgegangen werden sollte und wie es sich auf die Volksgesundheit und damit auf die Entwicklung der Kosten im Gesundheitswesen auswirken würde, wenn die Menschen keinen Eisenmangel mehr hätten. Angesichts der aus der Literatur bekannten Tatsache, dass weltweit wahrscheinlich bis zu vier Milliarden Menschen Eisenmangel haben, besteht hier ein enormes Potential für kurative Behandlungen mit dem zu erwartenden Effekt, dass sich die Menschen dadurch künftig gesünder fühlen und den Arzt weniger oft aufsuchen müssen.

 

nach oben